Zunehmend viele Deutsche sind digital selbstständig. Das freiberufliche Arbeiten über das Netz begünstigt einen längeren Aufenthalt in Spanien und stellt einen guten Einstiegspunkt in den spanischen Arbeitsmarkt dar. Allerdings sind auch hier einige Regeln zu beachten. Was muss man wissen, wenn man die digitale Selbstständigkeit von Deutschland aus mitnehmen will? Wir stellen die wichtigsten Fakten vor.
Die eigene Kundenbasis mit ins Ausland zu nehmen, bringt mehrere Vorteile. Der erste ist, dass man auf diese Weise der noch immer relativ hohen spanischen Arbeitslosigkeit gefeit ist: Laut Eurostat liegt die Arbeitslosenquote Spaniens bei 14,2 Prozent. Das Land ist damit nach Griechenland die Nation mit der höchsten Arbeitslosenquote der EU. Das muss, entsprechende Qualifizierung vorausgesetzt, für deutsche Auswanderer oder Gastarbeiter nichts Negatives bedeuten. Wer über das Internet selbstständig ist, profitiert jedoch von der besseren Auftragslage in den deutschsprachigen Ländern. Das rückt auch sogleich einen weiteren Vorteil ins Bewusstsein: Viele Deutsche, die langfristig oder vorübergehend in Spanien leben, beherrschen die Landessprache nicht auf Muttersprachlernniveau. Je nach Branche verschlechtern sich dadurch die Jobchancen. Als Internet-Freiberufler kann man den eigenen deutschen Kundenstamm behalten und so mit geringerem Druck nach neuen Partnern in Spanien suchen. Das kann gerade anfangs äußerst hilfreich sein. So vermeidet man unter anderem eine Übergangszeit mit schlechter bezahlten Jobs: Zwar ist der monatliche Mindestlohn in Spanien 2019 auf 900 Euro erhöht worden. Besonders weit kommt man damit jedoch nicht.
Und zuletzt kann man auch vom höheren Lohnniveau in anderen Ländern profitieren. Der durchschnittliche monatliche Verdienst in Spanien lag 2018 bei 1.944 Euro, also 23.330 Euro im Jahr, wie Andalusien360 erklärt. Damit ist das Pro-Kopf-Einkommen deutlich niedriger als in Deutschland. Nimmt man die digitale Selbstständigkeit mit an den neuen Wohnort, profitiert man also von einem besseren Lebensstandard, da man für Aufträge von deutschen Firmen vergleichsweise höhere Summen verlangen kann.
Doch welche Branchen lohnen sich, um in die digitale Selbstständigkeit zu starten und diese von Spanien aus fortzuführen? Einer der erfolgversprechendsten Märkte ist das Consulting. Der Umsatz mit IT-Consulting in Spanien lag 2019 beispielsweise bei rund 684 Millionen Euro. Bis 2021 soll dieser Wert auf 745 Millionen Euro steigen. Das Consulting über das Netz ist mit der größte Wachstumsmarkt der gesamten Branche. Consulting wird dabei in allen erdenkbaren Sparten angeboten - vom Investment, über die Ernährung und den Sport, bis hin zum allgemeinen Life-Coaching. Für Profis aus Deutschland ergeben sich dadurch viele Chancen, auch auf freiberuflicher Basis. Die Möglichkeiten der Sparte sind endlos, entsprechendes Know-how vorausgesetzt.
Auch für selbstständige Entwickler und Programmierer bietet der Markt große Chancen, solange man Details wie die Anmeldung der eigenen Arbeit und das Ausfüllen der Steuerformulare beachtet. Da Internet und E-Commerce ständig expandieren, sind viele spanische Firmen verzweifelt auf der Suche nach gut ausgebildeten Entwicklern mit Berufserfahrung - egal, ob mit Festanstellung oder auf selbstständiger Basis.
Ein ganz klassischer Bereich ist der Aufbau von Webseiten für kleine, mittlere und große Unternehmen, der besonders oft von Freiberuflern - als „Autonomos“ - durchgeführt wird. Rund 20 Prozent aller spanischen Firmen tätigen Online-Verkäufe und dementsprechend groß ist die Chance, sich hier als Entwickler zu beteiligen.
Neben dem Erstellen von kleineren Webseiten kann auch in der Unterhaltungsbranche viel Geld verdient werden, wobei hier Erfahrung mit internationalen Unternehmen hilfreich ist. Internet-Casinos beispielsweise wachsen europaweit stark. Die Anbieter müssen ständig neue Slots und Spiele bieten, um die Kunden langfristig zu halten. Das erfordert Wartungsarbeiten bei Webseite und Server, bei der Qualitätskontrolle und mehr. Bot ein typisches Online-Casino früher insgesamt vielleicht ein Dutzend Slots an, so verfügt ein guter Anbieter heute schon allein über ein knappes Dutzend verschiedener Varianten von Spielen wie Blackjack, wie man beispielsweise bei Betway sehen kann. Live-Varianten der Spiele, bei denen die Kunden per Webcam in Echtzeit dabei sind, erfordern Finesse beim Code und bei der Server-Wartung. Ähnlich verhält sich die Lage bei Online-Newsportalen, Shops mit Produktversand und Streaming-Angeboten. Derartige Erfahrungen zahlen sich im Resümee aus und helfen, möglichst bald auch eine treue Kundenbasis von spanischen Firmen zu finden.
Ähnlich sieht es im App-Markt aus: Ob Kleinunternehmen, Service-Dienstleister oder Banken - auch in Spanien gibt es eine große Nachfrage nach freiberuflichen Entwicklern für mobile Anwendungen. So kann man den eigenen Stamm an spanischsprachigen Kunden langsam erweitern. Doch aufgepasst: Eine Selbstständigkeit als Programmierer entwickelt sich schnell zu einem vollwertigen Unternehmen, weswegen hier besonders unsere Tipps zum Thema Existenzgründung, sowie der Anmeldung beim spanischen Finanzamt eingehalten werden sollten.
Ein Klassiker der digitalen Selbstständigkeit sind Tätigkeiten als Übersetzer für spanische Unternehmen. Der Markt ist groß: Wie man bei Webseiten wie Übersetzungsbüro-perfekt gut sehen kann, werden professionelle Übersetzungen von Texten vom Spanischen ins Deutsche (und andersherum) zu Preisen von rund 0,15 Euro pro Wort angeboten. Bei längeren Texten können die Einnahmen schnell in die hunderte oder gar tausende von Euro gehen und es wird weniger Berufserfahrung benötigt als zum Beispiel in der Programmierung. Auch in verwandten Sparten kann man Karriere machen. So zum Beispiel als freiberuflicher Mitarbeiter mit Schwerpunkt auf der Betreuung von deutschen Kunden für spanische Firmen. Wichtig ist auch hier der Aufbau eines spanischen Kundenstammes und die Beachtung der gesetzlichen Regelungen: Lässt man sich später fest anstellen, so ist das Wissen über spanische Arbeitsverträge essenziell. Werden Arbeitsverträge beispielsweise nicht schriftlich verfasst, gelten sie automatisch als unbefristete Vollzeitverträge.
Der spanische Arbeitsmarkt kann eine Hürde bei einem längeren Aufenthalt darstellen. Die digitale Selbstständigkeit ermöglicht es deutschen Arbeitnehmern und Auswanderern daher, in Spanien schnell wirtschaftlich Fuß zu fassen und den eigenen Kundenstamm nach und nach auszuweiten. Wie als Festangestellter muss man auch als Freiberufler jedoch die spanischen Gesetze im Hinterkopf behalten. Je nach Rechtsform und Umsatz sind Steuern in unterschiedlicher Höhe und verschiedene Formalitäten bei der Anmeldung eines Gewerbes zu beachten. Unsere Ratgeber helfen, diese Klippen zu umschiffen und möglichst schnell erfolgreich in die Selbstständigkeit im fremden Land zu starten.